
Chenin Blanc
Photo by chrisada
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Bei Loriot heißt es “Das ist Burgund und das ist Bordeaux!” Wie das mit meinem Besuch an der Loire vor kurzem zusammenpasst, weiß ich auch nicht, aber ich wollte es schon immer mal anbringen. Ich möchte hier auch weniger einen bestimmten Wein besprechen, sondern gleich einer ganzen Rebsorte meine innige Liebe erklären.
Es ist der Chenin Blanc. Ich bin seinem Charme gänzlich verfallen. Für mich ist er der stille Held unter den weißen Rebsorten. Chenin Blanc schreit nicht laut Hier! Hier! wie ein fetter, holz-geschwängerter Chardonnay, noch hat er einen schlechten Ruf wie ein dünner, wässriger Müller-Thurgau. Er geht meist einfach unter in der von Trends dominierten Welt der Weine. Denn Chenin Blanc ist für den Laien anfangs schwer zu verstehen, er hat viele Gesichter. In einem deutschen Supermarktregal sucht man vergeblich nach ihm. Man muss sich schon in die oft beängstigend komplizierte Welt von schummrigen Weinläden und herablassend blickenden Weinhändlern wagen.
Die enorme Vielseitigkeit dieser Rebsorte ist Fluch und Segen zugleich. Sie kann fast alles. Ob Schaumwein, knochentrockener Weißwein, süßer Dessertwein oder alles dazwischen – kein Problem für Chenin Blanc. Dank seiner natürlich vorhandenen hohen Säure, hat er ein enormes Alterungspotenzial und kann so viele verschiedene Weinstile hervorbringen, wie vielleicht sonst nur Riesling.
Das mittlere Loire-Tal zwischen Nantes und Tours ist das klassische Herzland von Chenin Blanc. Trockene Weißweine kommen zum Beispiel aus den AOCs Anjou und Savennières, süße Dessertweine findet man in den Gebieten Coteaux du Layon, Bonnezeaux und Quarts de Chaume während andere Gebiete wie die AOCs Saumur und Vouvray von trocken über halbtrocken und schäumend bis süß gleich die ganze Bandbreite bedienen. Schaumwein wird meist auch als Crémant de Loire vermarktet. Und wieso auch nicht?
Seine zweite Heimat hat der Chenin Blanc inzwischen in Südafrika gefunden. Dort werden hauptsächlich trockene Weißweine produziert, die zwar stilistisch anders, aber nicht weniger spannend als ihre französischen Brüder sind.
Auf eine blumige Beschreibung der Aromen eines Chenin Blancs verzichte ich hier lieber. Ihr müsst ihn schon selbst probieren. Nur ein kleiner Hinweis: Ich finde, ein trockener Chenin passt hervorragend zu Schweinebraten.
Also, ab in den nächsten Weinladen, fragt nach den oben genannten Namen. Schindet Eindruck beim Personal mit eurem gefährlichen Halbwissen. Sollten sie keinen Chenin Blanc jeglicher Art im Sortiment haben dann taugt der Laden eh nichts. Macht euch auf die Suche, der Wein ist es wert!